Zyklus Asylbilder

Von 1992 bis 1994 fotografierte ich in zahlreichen Flüchtlingsunterkünften, die rings um meinen Wohnort im Oberbergischen Land entstanden waren. Die Fotografien zeigen, wie die Gemeinden mehr schlecht als recht versuchten, den vielen Menschen unterschiedlicher Herkunft ein notdürftiges Zuhause zu geben, aber auch den Willen der Asylanten, sich in der Fremde ein Stück Heimat zu schaffen.

Zitat von Klaus Honnef, aus „Asylbilder“, DuMont Buchverlag, Köln, 1996:

„Wenn es zutrifft, dass Fotografien nur dokumentieren, was tatsächlich nicht (mehr) vorhanden, also abwesend ist, sind die Bilder von Martin Rosswog über das Leben von Asylbewerbern in Deutschland auf eine doppelte und besonders schmerzhafte Art dokumentarisch. Sie zeigen mit bestechender Klarheit, daß den Menschen, die gekommen sind, weil sie zuhause bedroht waren, in den Unterkünften, die sie zugewiesen bekommen, alles fehlt, was notwendig ist, um sich heimisch zu fühlen. So wie die Menschen in diesen bestürzend nüchternen Aufnahmen wirken, als seien sie vom Fotografen hingestellt, steif und für die Kamera aufgereiht, wirken die trostlosen Unterkünfte, in denen sie ihr Dasein verbringen müssen, fremd in einem fremden Land, das nicht besonders gastlich ist und sie am liebsten möglich rasch loswerden möchte. Das ist der erschreckendste Eindruck, den Rosswogs fotografische Bilder vermitteln: Sie sind wahr - und spiegeln nicht zuletzt auch die Haltung vieler ihrer Betrachter.“